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Holz auf Tour.

Vom Kinderzimmer zum MiniCamper: Wie die Tüftler Daniel Blum und Peter Schneewolf
aus Löchgau mit Holz, Herz und Handwerk die Campingwelt überraschten.

Ein Hauch von Abenteuer. Es riecht nach Holz, nach Werkstatt und auch ein bisschen nach Freiheit. In einer Werkstatt in Löchgau, einem kleinen Ort nördlich von Ludwigsburg, fährt Peter Schneewolf behutsam mit der Hand über die beschichtete Multiplexplatte. Sie ist die Außenhaut eines Mini-Campers – eines der Modelle, die unter dem Namen Bruno durch ganz Europa rollen. „Wir haben damals einfach losgelegt“, sagt er und schmunzelt. Damals, das war 2021. Was aus purem Platzmangel mit einer ungewöhnlichen Idee begann, ist heute ein gefragtes Produkt für Individualisten, Abenteurer und Naturliebhaber

Die Idee hatte Daniel Blum, heute Peters Partner. Dessen Camping-T3 war mit zwei Kindern einfach zu klein geworden. Irgendwann kam der Einfall. Hatte es nicht schon in den 1930er-Jahren in den USA Mini-Wohnwagen aus Holz gegeben, die sogenannten „Teardrops“? Der Designer und Handwerker entschloss sich kurzerhand, nach diesem Konzept eine Art Kinderzimmer-Anhänger zu bauen – komplett aus Holz und in Handarbeit. Als Daniel seinem Freund Peter Bilder des fertigen Campers zeigte, war der sofort begeistert. Daraus könnte man doch mehr machen. Gemeinsam bauten die leidenschaftlichen Camper einen zweiten Wagen, diesmal mit der CNC-Fräse. Bilder auf Instagram weckten Neugier und beide Exemplare waren praktisch verkauft, sobald sie fertig waren.

Vom Tüfteln zum Tun. „Anfangs war das alles noch privat“, erinnert sich Peter. „Aber dann erschien ein Artikel über uns in Stern online, und plötzlich stand das Telefon nicht mehr still.“ Statt der geplanten zehn Camper baute das Start-up im ersten Jahr gleich hundert davon. Die Nachfrage explodierte – und mit ihr die Herausforderungen: Zulassungen beim Kraftfahrt-Bundesamt, Finanzierungen, Bedienungsanleitungen. „Plötzlich war das nicht mehr nur schönes Bauen, sondern ganz viel Bürokratie“, erzählt Simone Gärtner, zuständig fürs Kaufmännische.

Bruno, Max und Emma heißen die Camper von Kuckoo. Alle riechen innen wunderbar nach Abenteuer und unbehandeltem Holz. Bruno, der Klassiker, besteht vollständig aus Birke-Multiplex, die Außenhaut ist verzapft, verleimt, verschraubt und mit einer mehrstufigen Beschichtung aus Glasfaser, Epoxidharz und Polyurethan versehen. Wasserdicht, langlebig – und sehr wohnlich. „Wir verzapfen sehr viel, um auf einen schweren Rahmen verzichten zu können“, erklärt Daniel.

Als Außenfarbe ist jeder RAL-Ton möglich, selbst die AußenDekore sind individuell wählbar – Wald, Berge oder beides. Auch ein individuelles Dekor ist machbar. 430 Liter Stauraum verstecken sich bei Bruno auf unter fünf Quadratmetern. „Viele unserer Kunden sind jenseits der 50, die suchen kein Hightech-Wohnmobil, sondern einen unkomplizierten Begleiter“, weiß Peter. Knapp 20.000 Euro kostet Bruno in der Basisausstattung.

Eine doppelt mobile Küche. Wir klettern ins Innere, wo auf den ersten Blick alles funktional durchdacht ist. Drei Echtglasfenster und ein Oberlicht lassen Tageslicht ins Innere – oder es bleibt per Jalousie einfach draußen. Die Fenster lassen sich öffnen und sind mit einem Moskitoschutz versehen. „Ich kann mit Bruno auch in Schweden an einem See stehen“, lacht Peter. Die Rückenlehnen werden nachts zu Matratzen, sogar für ein optionales Kinderbett gibt es einen Platz. Integrierte Schienensysteme nehmen Ablagen auf, und dezent in die Wände integrierte LED-Bänder sorgen bei Bedarf für gemütliches Licht.

Das Highlight ist die nach draußen ausziehbare Küche. „Das ist unser Lieblingsdetail“, sagt Peter, während er die Tür öffnet, hinter der Kaffeebecher, Weingläser und Gewürzdosen gut fixiert auf ihren Einsatz warten. Ein Gaskocher ist ebenfalls an Bord, dazu gibt es viele clevere Fächer und sogar einen Flaschenöffner an der Wand. „Eine Woche autark zu sein, ist damit kein Problem“, meint Peter, während er die Küchenschublade herauszieht: Hier fehlt es an nichts Wichtigem. Und ohne Gas, Wasser und Strom an Bord kann eben auch nichts kaputtgehen.

Design trifft Lebensgefühl. Die Kunden sagen, man merke, dass die Kuckoo-Camper nicht am Reißbrett entstanden seien, sondern aus echter Campingerfahrung heraus. „Wenn man selbst campt, hat man ein Gefühl dafür, wo man morgens am besten seine Kaffeetasse abstellt“, erklärt Daniel, bevor er eine passgenaue Sperrholzplatte hervorzaubert und in die passende Schiene steckt, wo sie in Nullkommanichts zum Tisch wird.

Max, der neuere Camper von Kuckoo, ist die wintertaugliche Variante. Dank GFK-Sandwichwänden und pulverbeschichteten Aluminiumkanten wiegt er gerade einmal 470 Kilogramm. Konstruiert und produziert werden alle Mini-Camper mit digitaler Unterstützung: „Ohne CAD-Programme und CNC-Fräse könnten wir die Fahrzeuge nicht bauen.“

Die Nachfrage ist so groß, dass Peter und Daniel die Mini-Camper längst in Kooperation mit dem regionalen Partner Thomas Wildermuth Schreinerei produzieren. Dort werden die Holzteile gefräst, feingeschliffen, zusammengesetzt, versiegelt. Die Wagen bekommen ihre Hülle aus Epoxidharz und ihre Glasfaserverstärkung. Ist das Material durchgehärtet, kommt der Lack in Wunschfarbe drauf, bevor die Karosserie zu guter Letzt aufs metallene Fahrzeuggestell montiert wird. Die Serienfertigung bei der Thomas Wildermuth Schreinerei sichert Qualität und Verfügbarkeit – und lässt den Jungs in Löchgau Freiraum, um über Neues nachzudenken. Neues wie Emma, Brunos und Max‘ kleine Schwester und das dritte Modell von Kuckoo-Camper. Besonderes Kennzeichen: ein Dach aus Flachs für noch mehr Leichtigkeit

Nachhaltig und regional. Nachhaltigkeit ist für Kuckoo kein Buzzword, sondern Haltung. „Wir kaufen möglichst regional ein, nutzen die Platten optimal aus, Verschnitt gibt’s kaum“, sagt Simone. Und: Für jeden verkauften Camper wird ein Baum gepflanzt. Die Käufer erhalten eine Urkunde und unterstützen mit ihrer Entscheidung auch Aufforstungsprojekte. Mit dem Werkstoff Holz setzt das Kuckoo-Team nicht nur auf einen nachwachsenden Rohstoff, sondern baut damit auch natürliche Schlafräume, in denen es weder Weichmacher noch Lösemittel gibt.

Inzwischen touren die hölzernen „Squaredrops“ durch ganz Europa. Sie begleiten Menschen in die Berge, an Strände, durch Städte. Auch ganz spezielle Anforderungen erfüllt das Kuckoo-Team immer mal wieder: „Ein Kunde hat sich einen Wohnanhänger gewünscht, mit der er, seine Frau und seine beiden kleinen Kinder acht Monate lang durch den Oman fahren wollten – den haben sie bekommen“, berichtet Daniel schmunzelnd. „Den Camper haben wir extra dafür angepasst“, sagt Peter. „Die Familie war absolut happy.“