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Nah am Wasser gebaut.

i+R Holzbau aus Vorarlberg schuf mit Erfahrung und Können
das Fundament für Webers „Freischütz“ auf der Bregenzer Seebühne.

Am Ufer des Bodensees hängt feiner Nebel in der Luft. Im Hintergrund erhebt sich die Bregenzer Seebühne wie ein Bühnenbild aus einem Fiebertraum – winterlich, unheimlich, fast gespenstisch. „Der Freischütz“ verlangt nicht nur den Sängern alles ab. Auch das, was darunter liegt, ist ein handwerkliches Kunststück. Als Marc Inama, Zimmermeister und Projektleiter bei i+R Holzbau, das erste Mal die Pläne für das neue Wasserbecken sah, dachte er: „Klingt nach Abenteuer.“ Und das wurde es auch.

Holzbau unter der Wasserlinie. Das Wasserbecken, auf dem heute Opernkunst gefeiert wird, ist ein stiller Star der Inszenierung. Rund 1.400 Quadratmeter groß, bis zu vier Meter tief und gefüllt mit über 480.000 Litern Seewasser – eine Herausforderung, bei der handwerkliches Können ebenso zählt wie kluge Logistik. „Wir mussten beim Aufbau nicht nur auf die Dichtigkeit achten“, erzählt Marc Inama. „Das Ganze musste auch einfach rückbaubar sein.“ Schließlich wird es einzig und allein für die „Freischütz“-Inszenierung gebraucht. Dazu kommt: Einige der Elemente liegen über zwei Meter tief im Wasser. Montiert wurden sie von Tauchern, mit Spezialwerkzeug – ein logistisches Meisterstück unter der Wasserlinie.

Messen, sägen, schrauben – auch bei Minusgraden. Marc Inama, seit 30 Jahren bei i+R, hat schon viele Bühnen mitgestaltet. Aber diese sei schon etwas ganz Besonderes, sagt er. Er kennt jede Schraube im Wasserbecken. Für das Becken verarbeitete das Team 1.989 Quadratmeter Brettschichtholz. Das Material kam vorgefertigt aus Lauterach, dort, wo i+R zu Hause ist. „Das Prinzip mit 3 x 10 Meter großen Modulen hat sich schon bei Madame Butterfly bewährt“, erzählt er. Die Balkenlage besteht aus 18 x 28 Zentimeter starkem Konstruktionsvollholz aus Fichte, die sein Team mit 8 cm starken Brettsperrholz-Elementen verschraubt hat – bei Schnee, Nebel und Windböen. 8.600 Schrauben mit der Dimension 8 x 200 Millimeter halten alles zusammen.

Wenn ein Boot zur Werkbank wird. Die Montage auf dem See begann im Dezember. Temperaturen um den Gefrierpunkt, ein Wasserstand, der einen Meter über dem Mittel liegt. Ein kleines Boot diente als Arbeitsplattform – wackelig, kalt, funktional. „Schlechtwetter war im Plan nicht vorgesehen“, sagt Bauleiter Robert Freuis schmunzelnd. Die Elemente mussten punktgenau eingehoben und mit Gewichten gegen den Auftrieb gesichert werden. Taucher mit Unterwasser-Spezialwerkzeugen befestigten einige Teile in zwei Metern Tiefe.

Der Wasserspiegel des neuen Beckens liegt 15 Zentimeter unterhalb des Stegniveaus – eine kleine Differenz mit großer Wirkung: Die Spielfläche scheint fast zu schweben. Der Untergrund ist mit Dachbahnen abgedichtet, 2 Millimeter stark, mit Teilgewindeschrauben und Dichtringen befestigt. Die Stöße: verklebt, nicht verschweißt. „Das Ganze soll ja nur anderthalb Jahre stehen“, erklärt Marc Inama.

Holzpiloten und Theaterträume. Die Bühne selbst ruht auf 152 Holzpiloten – 30 bis 40 Zentimeter im Durchmesser, sechs Meter tief im Seegrund, bis zu 20 Tonnen schwer. Darauf liegt ein Stahlrahmen, darüber die vorgefertigten Holzelemente: ein Ensemble aus Kraft und Präzision. „Wir haben das Becken wie eine große, begehbare Badewanne geplant“, erzählt Robert Freuis beim Rundgang, „aber wie eine, die Opern überlebt.“ Viele Elemente hat das Team direkt vor Ort angepasst.

Der See, das Holz, das Theater. Die schaurigen Kulissen – die Häuser, die Bäume, der schiefe Kirchturm – stammen von anderen Vorarlberger Betrieben. Doch die tragende Bühne, das Wasserbecken und seine Konstruktion, das trägt die Handschrift von i+R Holzbau. Als am 17. Juli 2024 die Premiere von „Der Freischütz“ über die Bühne ging, hatte das Team aus Lauterach seinen großen Auftritt längst hinter sich. Das Handwerk überließ der Kunst die Bühne. Doch ohne das Können aus Lauterach gäbe es diesen Ort für Romantik, Aberglaube, Schicksal und Schuld nicht. Als wir das Gelände der Seebühne verlassen, bleibt Marc Inama vor der Fotowand der früheren Inszenierungen stehen. „Rigoletto, Madame Butterfly“, sagt er und zeigt auf die massiven Konstruktionen vergangener Jahre, bei denen i+R Holzbau schon eine Hauptrolle gespielt hat. Jede dieser Bühnen war nur für zwei Sommer bestimmt. Aber in jedem Balken steckt das Wissen vieler Winter.